Tag 1 der Luminale ist passé. Und wie immer bin ich der goldenen Regel gefolgt: wo die Massen hinströmen, da ist wenig Raum für Kunst! Daher habe ich meine Luminale-Fotojagd dort eröffnet, wo die eisige Märzkälte am heftigsten zog. An den Kunstwerken außerhalb der beiden „Lightwalk“-Routen.

Ich schnaube tief durch. Neben einem tief-seufzenden Geräusch bildet mein Atem eine große weiß-schimmernde Wolke. Bereits das zweite Mal an diesem Abend stehe ich vor diesem kolossalen Industriegebäude, auf dem die Neonreklame ADLERWERKE düster vor sich hinschimmert (eigentlich steht dort nur „ADLERWRKE“, weil das zweite „E“ in dieser Reklamebeleuchtung schon lange nicht mehr leuchtet).

Ich zücke meinen Luminale-Katalog und lese laut vor: „Fassadenprojektion Adlerwerke“ und weiter „ab 18:00 Uhr“. Ich schaue von meinem Heftchen wieder hoch und sehe nichts. Schon einmal um Punkt 18:05 Uhr stand ich vor der Fassade, ein weiters Mal um 19:20 Uhr. Und ich sehe nichts. Mal wieder. Dunkle Erinnerungen an die Luminale 2016 werden wach, wo zahlreiche Veranstalter sich zwar haben in das Booklet eintragen lassen, aber vor Ort suchte man schlichtweg vergebens nach Lichtkunst. „Blöder Mist!“ rufe ich laut, so laut, dass mich ein paar verdutzte Passanten anschauen, als sei ich den dunkleren Hinterhöfen der südlichen Bahnhofsetablissements entsprungen.

„Tolle Premiere“, denke ich mir und schlage mich bepackt mit Fotorucksack und Stativ wieder los. Zweite Anlaufstelle: Das ING-DiBa-Haus sowie das zwei Straßen und etwas versteckt dahinterliegende Tibethaus. Und tatsächlich: ich sehe die ersten zwei (offiziellen, siehe mein gestriger Blogpost) Kunstwerke dieser Luminale.

The Big Game — Auf den Spuren von Dirk Nowitzki
The Big Game — Auf den Spuren von Dirk Nowitzki
Erleuchtung: Eine bewegte Lichtinstallation von Solitären
Erleuchtung: Eine bewegte Lichtinstallation von Solitären

Für den restlichen Abend habe ich mir ein Carsharing-Auto genommen. Zu weit liegen die Kunstwerke auseinander, die ich noch betrachten mag. Auf der Route geht es von der Messe über Bockenheim und der Westend-Synagoge (eine tolle Projektion!) hin zur Frankfurt School of Finance (hier werden noch Klischees erfüllt) und der KunstKulturKirche Allerheiligen (Ohren gespitzt!).

Entlang des Alleenrings stolpere ich dann wieder über ein fehlendes Kunstwerk. Eigentlich sollte der Lichtkokon an der Grünanlage Nibelungenallee, Ecke Kleiststraße, in diversen Farben strahlen. Welch Deja-vù! Denn schon 2016 tat er es (zu Beginn) nicht. Er tut es auch 2018 nicht – zumindest nicht am heutigen Sonntag. Obwohl es ausdrücklich so im Katalog vermerkt ist. Und wieder atme ich tief durch. Wenigstens konnte ich das brach liegende Kunstwerk einfach mit dem Auto so links liegen lassen, wie selbiges mich hat in meiner Kunstbegierde liegen lassen.

Fazit des ersten (offiziellen) Tages: ein kleiner, gemächlicher, aber feiner Einstieg in das Lichtkulturfestival. Kleinere, aber liebevolle Installationen am Frankfurter Innenstadtrand sorgen für illuminierte Freude. Fest steht für mich schon jetzt: es wird nicht nur ein Augenschmaus, sondern die Luminale wird ebenso für multisensorische Freuden sorgen.

Wenn sie nicht… ja, wenn sie nicht der Inaktualität des Kataloges unterlägen.

Weiterhin das Glück der Beleuchtung suchend ?

Ihr
Daniel R. Schmidt

PS: Völlig unverständlich, warum über den diesjährig erstmalig umgesetzten Twitteraccount nicht über Ausfälle tagesaktuell informiert wird. ?


Tageshighlight 1: Die beleuchteten Solitäre des Tibethauses
Tageshighlight 2: DESERT SOUND — LENT