Die Prinzessin im Zeichentrickklassiker „Shrek“ sagte, „Des Nachts ist es so, bei Tage ganz anders“, und ich muss Parallelen zu mir ziehen. Bloß dass es gar nicht einen Tageszeitenwechsel für eine massive Stimmungsänderung braucht, sondern schlichtweg einen einzigen kleinen Moment.

Ich strahle und lächle in die Kamera. Es ist ein guter Take geworden und ich bin zufrieden. Ich nehme ja alle V-Logs im Rahmen meines Projektes „5 Millionen Schritte“ grundsätzlich ohne Skript, ohne Drehbuch oder weitere Vorbereitungen auf. Ich bin einfach ich. Mit jedem Gestotter, mit jedem verquerten Gedanken, der mir während der Aufnahme gerade in den Sinn kommt. Denn ich will meine Erkrankung so darstellen wie sie ist.

Entstanden ist am vergangenen Samstag dieser Clip, noch ohne Bewusstsein, was dann passieren würde:
 

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Als ich zufrieden mein Stativ wieder einpacke, durchfährt mich auf einmal ein unsägliches Gefühl. Schweißperlen treten auf meine Stirn. Mein Herz schlägt wie wild und meine Pulsuhr zeigt plötzlich einen Ruhepuls von über 100 Schlägen an. Mir wird übel und jeder Passant, der mich in diesem Moment gesehen haben muss, muss gedacht haben, dass den dicken Mann gleich das Zeitliche segnen wird. Was war passiert?

Rückblende auf den Freitag. Seit langem habe ich wieder das Selbstvertrauen, auf eine Datingplattform zu surfen. Viele sympathische Menschen strahlen mich auf ihren Fotos an. Einige Solo-Jungs gefallen mir und ich hinterlasse ein „Like“ aufs Bild. Ein Mann schreibt mich an. Sein Schreibstil ist sympathisch und offen und der Chat wird länger und länger. Wir tauschen Handynummern aus und verlagern das Gespräch allmählich auf WhatsApp. Schließlich finden wir uns nach einigen Stunden des Austauschs so sympathisch, dass wir beschließen, dass ein persönliches Kennenlernen doch sehr von Vorteil wäre.

Und da stehe ich jetzt. Mit dem Stativ in der Hand, schlotternden Knien und einem Kreislauf, der kurz vor dem Einknicken ist. Mir wird bewusst, dass mein nächster „Tagesordnungspunkt“ an diesem Tag ein Date ist und ich erleide spontan das, was man allgemein hin wohl „Panikattacke“ nennen könnte. In meinem stark angeregten Fluchttrieb greife ich – wenig vernünftig – zu einem auf dem Weg befindlichen eScooter und fahre nach Hause.

Möglicherweise werden Sie jetzt sagen, nun ja, vor einem Date ist man eben aufgeregt! Schon, das ist mir klar. Aber die Gefühle waren so intensiv, dass ich mir einen Eimer ans Bett stellen musste, in der Befürchtung, mein Mageninhalt könnte sich auf unangenehme Art und Weise entleeren. Übelkeit, kalter Schweiß, innerliche Hitze, Herzrasen und ein unfassbarer Tremor machten mir ein Ausgehen gänzlich unmöglich.

Ich war zu nichts mehr in der Lage. Einzig einen Tweet konnte ich noch absetzen:

"Was ist denn die Konsequenz daraus, wenn depressive Menschen nicht darüber sprechen?"

Die Symptome ließen erst dann wieder nach, als ich das Date absagte. Ich erzählte meinem besten Freund von der Panikattacke und er sprach mich per Voice Message „herunter“ und konnte mich so einigermaßen beruhigen.

Was die starken körperlichen Reaktionen genau ausgelöst hat? Ich weiß es nicht. Warum sich mein Körper gegen das Date so gesperrt hat, ich kann es nicht rekonstruieren. Seit diesem Wochenende läuft aber mein Gedankenkarussell auf Hochtouren. Eine Schlussfolgerung finde ich bislang nicht.

Wo steht das Projekt eigentlich?

Zu allem Überfluss hat das letzte Update der MiFit-App so ziemlich bei fast allen Usern die App zerschossen, so dass ich derzeit nicht die Schritte des Vortages tracken kann. Ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen, dass die 10.000-Schritte-Serie hält. Gut, das könnte ja jeder so sagen… ich verspreche aber, so schnell wie möglich, die genauen Daten nachzureichen, sobald Xiaomi das entsprechende Update gepatched hat.

Habt Ihr weitere Fragen an mich?

Vielleicht habt Ihr jetzt nach Erscheinen der 17. Folge des V-Logs eine Frage zum Projekt „5.000.000 Schritte“ oder zu Depressionen im Allgemeinen? Dann schreibt mir gerne eine Mail (auch anonym) oder benutzt den Hashtag #5MSchritte auf den Plattformen Facebook oder Twitter.

#5MSchritte