Wenn man sein Bewegungspensium von nahezu Null (na ja, sagen wir ca. 2.500 Schritten) auf 10.000 Schritte maximiert, erwartet man durch die zusätzliche Bewegung eine Gewichtsabnahme. Merkwürdigerweise passt sich mein Gewicht meiner mentalen Situation an: sie fährt Achterbahn.

Die menschliche Psyche lebt von Belohnungsreizen. Das Hormon Dopamin wird immer dann ausgeschüttet, wenn wir beispielsweise Sex haben oder Essen. Dopamin sorgt also für Glücksgefühle, die uns antreiben, entsprechende Tätigkeiten immer wieder zu unternehmen. Während Sexualität noch eine Frage von potentiellen Partnern, gewissen Situationen und Zufällen sein mag, so ist das mit dem Essen so ein von der Natur vorgegebener Teufelskreis. Denn auf der einen Seite müssen wir Essen: als Vorgang der Energiebeschaffung. Auf der anderen Seite sind wir in einer Überflussgesellschaft sozialisiert, bei der wir bei weitem nicht so viel Essen müssten, wie wir gesellschaftlich voll umfänglich akzeptiert aber tun („Junge, Du musst Deinen Teller aufessen! In Afrika verhungern die Kinder!“).

Und so liegt es nicht fern, dass ich in dieser Anfangsphase meines Projektes „5 Millionen Schritte“ einem Paradoxon unterliege. Ich habe mein tägliches Bewegungspensum in etwa verdrei- bis vervierfacht. Und doch nehme ich nicht konstant ab. Im Gegenteil: meine Gewichtskurve macht größere Auf- und Abwärtsbewegungen als Paris Hilton in ihrem verfänglichen Videomachwerk „One Night in Paris“ (um diesem Blogeintrag doch ein wenig Sex[appeal] – Belohnung! – zu verleihen). Dies kommt nicht von ungefähr! Und… ich wurde schon früh in einer Antwort auf einen meiner Tweets bereits darauf hingewiesen:

Hoch und runter! Doch warum?

Ein Erklärungsversuch mag in meinem intrinsischen Be­ha­vi­o­ris­mus liegen. Anders ausgedrückt: ich benehme mich dementsprechend und beziehe dazu im V-Log zu „5 Millionen Schritte“ entsprechend Stellung:

 

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"Mein Gott! Du machst so viele Schritte am Tag, jetzt kannst Du alles essen!"
Wie sieht das konkret aus?

Nehmt es mir nicht übel, wenn ich an dieser Stelle nicht über konkrete Zahlen spreche. Ich bin zwar für meine Offenheit bekannt – sonst würde ich mich nicht offen und unter Klarnamen zu Depressionen äußern, aber Gewicht war und ist schon immer einer meiner Trigger (also ein Auslösereiz für depressive Stimmungen) gewesen.

Aber ich möchte Euch gerne einen kleinen Langzeitausschnitt aus meiner Fitness-Tracker-App zeigen:
 

Sehr deutlich ist im Graphen die Auf- und Abbewegung der letzten Tage und Wochen zu erkennen. Es scheint, als wechselten sich Wochen ab, in denen ich einen Kalorienüberschuss bzw. eine Kaloriennegativbilanz erziele. Für mich liegt es fast schon auf der Hand, dass sich in diesem Graphen auch meine mentale Situation widerspiegelt. Denn: Essen war und ist schon immer für mich eine Art „Ersatzdroge“ gewesen. Dopamin kann leider auch zum Negativmedikament für einen selbst werden.

Apropos Dopamin: Studien von Hirnforschern der Vanderbilt University, USA wiesen nach, dass dieser durch Dopamin ausgelöste Belohnungsmechanismus bei Menschen, die als Psychopathen einzustufen sind, besonders ausgeprägt ist (Quelle). Es scheint, als gäbe es noch eine Zweitkarriere für mich. 😉

Habt Ihr Fragen an mich?

Vielleicht habt Ihr jetzt nach Erscheinen der 4. Folge des V-Logs eine Frage zum Projekt „5.000.000 Schritte“ oder zu Depressionen im Allgemeinen? Dann schreibt mir gerne eine Mail (auch anonym) oder benutzt den Hashtag #5MSchritte auf den Plattformen Facebook oder Twitter.
 

#5MSchritte