So schön ich diese Frage auch fand. Sie hat mir gleichermaßen unruhige Stunden beschert. An der von Marlene über Instagram eingesandten Frage habe ich mir bei der Produktion der V-Log-Sonderfolge die Zähne ausgebissen.

Manchmal tut man etwas und stellt unmittelbar im Moment der Fertigstellung fest, dass man innerlich zwar einen Haken auf die To-Do-Liste gesetzt hat, in der anschließenden Selbstreflektion allerdings feststellt, dass man völlig am Thema vorbeigearbeitet hat. So erging es mir mit dieser Frage, die Marlene mir über Instagram schickte:

„Ich fände es total schön, wenn du ein bisschen was über Depressionen und die Rolle von Freundschaften/Beziehungen erzählst. Ich war selbst lange mit einem depressiven und hypersensiblen Menschen in einer Beziehung und für mich war das oft total schwierig. Eine ziemliche Gratwanderung, der Person keine Schuld geben und sich die dummen Sprüche à la „Reiß dich mal zusammen, anderen gehts auch schlecht“ zu sparen, die Krankheit ernst nehmen, aber auch nicht unter der Last begraben werden. Die Person zu unterstützen, aber nicht zu bemuttern, sich dabei nicht selbst vergessen und den gemeinsamen Alltag irgendwie meistern. Wie ist das für dich und deine Freund*innen? Könnt ihr darüber sprechen? Was wünschst du dir von ihnen in einer Zeit, wo der „schwarze Hund“ bei dir total präsent ist?“

Großspurig verkündete ich in Folge 5 meines Begleit-V-Logs zu den „5 Millionen Schritten“, dass ich dieser Frage eine eigene Folge widmen wolle, weil ich sie zu komplex empfand, um sie eben beiläufig abhandeln zu können.

Da stehe ich nun. Auf einem kleinen Holzsteg in mitten des botanischen Gartens „Planten un Blomen“ in Hamburg. In meinem Rücken ein paar Sonnenstrahlen, vor mir die ersten dunklen Wolken des Sturmausläufers „Sabine“, das wenig später durch die Hansestadt fegen wird. In meiner Hand ein Mikrofon, vor mir ein Stativ, ein Handy und ein Aufzeichnungsgerät für die separate Tonspur. Und in mir drin die Gewissheit, dass ich gerade 15 Minuten V-Log eingesprochen habe, ohne überhaupt etwas Relevantes zu sagen. Zumindest nicht zu Marlenes Kernfrage.

"Nach meinem Coming-out waren Menschen aus meinem äußeren Dunstkreis plötzlich weg."

Bedröppelt stehe ich da. Packe mein Material in meinen Rucksack. Ein Jogger läuft vorbei. Ich nehme ihn kaum wahr, obwohl ich meine, dass er in seinen neonfarbenen, hautengen Thermoklamotten wenig vorteilhaft ausgesehen habe. Jeder andere hätte einfach wieder ausgepackt und „Take Two“ aufgenommen.

Nicht ich. Nicht weil ich das nicht wollte, sondern weil das Gedankenkarussel schon wieder Achterbahn mit mir fährt. Ich bin gedanklich blockiert. Ich gehe spazieren, entferne mich Schritt für Schritt vom Drehort (an diesem Tag werde ich insgesamt 21.130 Schritte gelaufen sein). Und komme irgendwann zu dem Schluss, diese innerliche Diskussion abzubrechen.

Ich halte es nunmehr für richtig, den V-Log so zu bringen, wie ich ihn aufgezeichnet habe. Warum? Weil Ziel dieses V-Logs war und ist, abzubilden, was ich wie im Moment der Aufzeichnung gefühlt und gespürt habe. Dazu gehören auch die typischen konfusen Gedanken in Phasen der Gedankenspiralen. Und damit eben auch, dass man(n) am Thema vorbeiredet.

Ein kleiner Schmunzler kommt mir dann doch noch. Ist es nicht das gewöhnliche Konzept von Talkshows, dass sich Menschen um Themen herumwinden und Irrelevantes von sich geben? Na also… vielleicht findet Ihr ja doch noch einen Mehrwert:
 

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Habt Ihr weitere Fragen an mich?

Vielleicht habt Ihr jetzt nach Erscheinen der 5. Folge des V-Logs eine Frage zum Projekt „5.000.000 Schritte“ oder zu Depressionen im Allgemeinen? Dann schreibt mir gerne eine Mail (auch anonym) oder benutzt den Hashtag #5MSchritte auf den Plattformen Facebook oder Twitter.
 

#5MSchritte