Eigentlich sollte das ein witziger Nachmittag werden: Teambuilding auf Hamburgs Außenalster mit Stand-up-Paddling und jeder Menge Sonnenschein. Am Ende ist es gefühlsmäßig und metaphorisch wie so oft im Leben eines Depressiven: abgesoffen.
Männer sind ja nicht gerade für ihre Schmerzresistenz bekannt. Beim Betrachten auf meine zwei Schnittwunden am linken und am rechten Fuß stelle ich fest, dass ich keine Ausnahme bilde. Der circa 10 Zentimeter lange Schnitt an der Innenseite des linken Fußes ist krebsrot und trägt vier kleinere Striemen darunter. Er schmerzt bei jedem Schritt, reibt die Wunde doch in steter Disharmonie zu jeder kleinsten Bewegung im Schuh. Die Schnittwunde am rechten Fuß ist nur knapp zwei Zentimeter groß. Aber sie sitzt genau auf dem Fußballen. Das um die Wunde herum befindliche Hämatom lässt mich bei jedem direkten Auftreten eine Kakophonoie an Schmerz- und Fluchlauten ausstoßen.
Abgesoffen. Auf der Außenalster. Weil meine Muskulatur so unkoordiniert ist, dass sie bei den leichtesten Übungen versagt. Versagen. Auch so ein klassisches Depressions-Buzzword. Der Duden übersetzt es mit „das Geforderte, Erwartete nicht tun“ oder „plötzlich aufhören zu funktionieren“. Das passt doch gut. Auf einem Brett zu stehen: das kann doch eigentlich nicht so schwer sein? Im Leben zu stehen auch nicht? Was hat die Gruppe von mir erwartet? Was erwarte ich von mir? Was erwarte ich vom Leben?
Es sind derzeit wieder mehr Fragen als Antworten in meinem Kopf. Wirklich reden möchte ich darüber nicht. Deshalb ist die V-Log-Folge diese Woche auch so kurz:
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"Ich möchte gar nicht viel erzählen, denn mir ist nicht nach erzählen."
Der Tracker, den die Alster fraß…
Zugegeben. Das Xiaomi Mi Band 4 als Tracker hat mich schon gehörig im Stich gelassen, aber versenken wollte ich das beste Stück dann doch nicht. Leider hat der Aufprall von Stand-Up-Paddling-Board, meinem Körper und Wasseroberfläche schon gereicht, meinen Tracker vom Handgelenk zu reißen und das Mi Band 4 für immer in der Außenalster versenken zu lassen. Am Meisten ärgert mich die Umweltverschmutzung an diesem Verlust, der ebenso wie die Verletzung gehörig auf meine Stimmung drückt. So bleibt zunächst zu notieren, dass das Band bei 8.199 Schritten am Dienstag, den 11. August und somit dem 267. Tag der „5 Millionen Schritte“ seine ewigen Jagdgründe fand.
Nun ist es aber so, dass ich tatsächlich das Glück hatte, die Schritte des 267. und 268. Tages rekonstruieren zu können, was schlichtweg am Einsatz eines Huawei Bandes 3e meines lieben Arbeitskollegen Jannik lag. Da er und ich die absolut identischen Strecken zurückgelegt haben – also nach dem Paddeln gleicher Weg ins Hotel, morgens gleicher Weg zum Frühstück, Geschäftstermin sowie ein paar Schritte in Hamburg bis zur Rückfahrt nach Frankfurt – konnte ich ermitteln, wie viele Schritte ich ungefähr gemacht habe. Diese werde ich so werten, um nicht wieder eine Lücke in mein Projekt zu reißen. Um es für Euch transparent zu machen, arbeite ich das für Euch in der Tabelle wieder auf:
Ausrechnung der Datenfragmente
Übertrag | ||||||
10.08.2020 | Tracker: Xiaomi Band 4 | |||||
11.08.2020 | Tracker: Xiaomi Band 4, letztes Lebenszeichen 17:41 Uhr | |||||
Tracker: geliehenes Huawei Band 3e | ||||||
12.08.2020 | Tracker: geliehenes Huawei Band 3e |
Ich werde den heutigen und morgigen Tag mit dem klassischen Google-Fit-Pedometer bestreiten, das vom Smartphone aus misst und hoffe, dass ich dann am spätestens Samstag wieder mit einem eigenen Tracker unterwegs bin. Ich kann nur so viel sagen: es wird definitiv kein Xiaomi Mi Band – weder 4 noch 5.
Habt Ihr weitere Fragen an mich?
Vielleicht habt Ihr jetzt nach Erscheinen der 21. Folge des V-Logs eine Frage zum Projekt „5.000.000 Schritte“ oder zu Depressionen im Allgemeinen? Dann schreibt mir gerne eine Mail (auch anonym) oder benutzt den Hashtag #5MSchritte auf den Plattformen Facebook oder Twitter.
#5MSchritte
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[…] auspackte, den ich als Ersatz für den abgesoffenen Tracker Xiaomi Band 4 beschaffte (siehe #5MSchritte (22): Abgesoffen.). Nun ziert ein Huawei HONOR Band 5 mein Handgelenk und es macht in der ersten Woche seiner […]