Die „Winterlichter“ des Unnaer Lichtkünstlers Wolfgang Flammersfeld gastierten bereits zum achten Mal im Frankfurter Palmengarten. In der Neuauflage der Schau wirkte die Zusammenstellung der Lichtinstallationen erfrischend neu, aber in der ganzheitlichen Präsentation schwächelnd.
Sieben große Schneeglöckchen stehen da. In den letzten sechs Jahren der „Winterlichter“ im Frankfurter Palmengarten kam je eine der übergroßen, illuminierten Blumen pro Jahr hinzu. Warum Lichtkünstler Wolfgang Flammersfeld nicht die Logiklücke mit einer achten Blüte geschlossen hat, erschließt sich dem Besucher der Ausstellung nicht, schließlich handelte es sich bei der gerade beendeten „Winterlichter“-Ausgabe um das achte Veranstaltungsjahr in Folge.
Flammersfeld, künstlerischer Leiter und einer von zwei Geschäftsführern des Unternehmens „World of Lights“, hatte für die „Winterlichter“ mit seinem Team über zwölf Kilometer Kabel im Palmengarten verlegt. Zudem kamen um die 700 Strahler zum Einsatz. Während sich in den vergangenen Jahren Installationen häufig wiederholten oder zumindest ähnelten, war bei der diesjährigen Komposition bis auf zwei Werke – darunter die zu Beginn genannten Schneeglöckchen – alles neu. Insgesamt wurden 18 Objekte und sechs Videoinstallationen gezeigt. Neu war auch – wenngleich das auf einem subjektiven, nicht belegbaren Eindruck basiert –, dass die einzelnen Kunstwerke zum Teil besser gegen übereifrige und streckenweise unangenehm taktil veranlagte Besucherinnen und Besucherinnen mittels distanzstiftender Absperrungen geschützt wurden.
Zu den Highlights der „Winterlichter“ dürften mit Sicherheit die fünf großen, illuminierten Kugeln gezählt haben, die die Freifläche vor dem Tropicarium zierten. Sie sollen dem Künstler nach die fünf Kontinente repräsentiert haben. Die platzfüllende Installation überzeugte mit Anmut, bunten Farben, Ausdrucksstärke und Perspektivvielfalt.
"Wir brauchen Licht, wir brauchen bunt [...]. Licht war schon immer faszinierend. Denken Sie ans Feuer!"
Lichtkünstler Wolfgang Flammersfeld gegenüber der Frankfurter Rundschau
Ins Auge stieß auch die filigrane und kristalline Installation auf der Spielwiese im nördlichen Teil des Gartenareals vor Haus Leonhardsbrunn. Durch den langsamen Farbwechsel erhielt sie einen schillernden Effekt, der noch schöner hätte herausgearbeitet werden können, wäre die Struktur in einen „wabernden“ Zustand versetzt worden. Nichtsdestoweniger durfte als aufdringlich empfunden werden, dass die schönen visuellen Reize durch eine konstante Dauerbeschallung von sphärischer Fahrstuhlmusik das Wahrnehmungserlebnis getrübt hat. Dies galt übrigens nicht nur für dieses Werk, sondern auch für andere Exponate im Palmengarten.
Die Stärke des Schaffens von Lichtkünstler Wolfgang Flammersfeld liegt in der Vielfalt seines Ausdrucks. Jedes Werk bietet einen allzeit angenehmen Reiz. Mal spielerisch, mal detailverliebt, mal grotesk, mal grob. Seine Stilsprünge sind auffällig und verleihen der Schau Kurzweil, allerdings sind diese zu weil auch so grob und rigoros, dass ein dramaturgischer Faden auch bei der achten Ausgabe der Winterlichter nicht aufkommen mag. Vielmehr handelt es sich bei den „Winterlichten“ um eine Abfolge sehenswerter Einzelwerke, die vermeintlich wahllos, manchmal auch lieblos im Palmengarten-Areal positioniert wurden.
Die „Winterlichter“ haben sich zurecht einen festen Platz im Frankfurter Veranstaltungskalender erspielt. Die Vielfalt und die freigeistige Ausgestaltung der Lichtkunst gehören zu den Stärken dieser Annuale. Es muss jedoch konstatiert werden muss, dass sie qualitativ mit vergleichbaren Lichtfestivals, wie beispielsweise dem Kölner „China Light Festival“, nicht mithalten kann. Dafür fehlt es an der sorgfältigen Kuration und einer musealen Dramaturgie.
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28. Dezember 2017