Heute, am 01. Mai 2019, ist Jom haScho’a, der Gedenktag für die Opfer der Shoah und des Widerstandes. Heute werde ich wieder in Frankfurt unterwegs sein, um Stolpersteine zu putzen.

 

Gefrorene Rose

Du — Mensch —
schenkst
ihr
dein Auge, deinen Blick…

Dein Atem haucht sie an.
Liebevoll, zart, vorsichtig
berühren deine warmen Fingerkuppen
das noch harte kalte Blatt…

Langsam öffnet sich der zitternde Kelch
weiten sich die Blütelblätter
und
wundersame Düfte
blühen mir
entgegen.

Aufgetaute Rose!
Ich verschmelze mit dir, in dir,
und werde neu!

Heinz Hof, alias Werner Janssen, 2011

 

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Text zum Clip:

Mein Name ist Daniel R. Schmidt und ich engagiere mich als Stolpersteine-Putzpate.

Stolpersteine – das sind ca. 10 auf 10 cm große Betonwürfel mit einer quadratischen Messingtafel, die auf den entsprechenden Straßenbelag eingelassen sind und an ein oder mehrere Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Der Künstler Gunter Demnig hat 1992 den ersten Stein verlegt und es sind bis heute über 70.000 Steine weltweit eingelassen worden.

Zweimal im Jahr reinigen wir Putzpaten die Steine. Hier in Frankfurt geschieht das einmal am 09. November, dem Tag des Gedenkens an die Novemberpogrome 1938 und eben heute an Jom haScho’a, dem Gedenktag für die Opfer der Shoah und dem Widerstand.

Bei meiner letzten Putztour habe ich Freunde und Interessierte mitgenommen. Wir haben gemeinsam die Steine geputzt und ich habe die Geschichten der Opfer vorgelesen. Es gab niemanden, der nicht mit einer Gänsehaut nach Hause gegangen ist.

Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat gesagt: „Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, der wird am Ende blind für die Gegenwart.“

Ich finde es unerträglich, dass Rassismus und Antisemitismus, aber genauso Homophobie, Islamfeindlichkeit, schlicht Ausgrenzung jedweder Form in unserer Gesellschaft wieder salonfähig geworden sind.

Mir macht große Angst, dass Rechtspopulisten wieder ganz hemmungslos und unverhohlen ihre Kampfparolen schmettern können. Und genügend Menschen auf diese Rattenfänger hereinfallen. Da wird mir echt schlecht dabei.

Und deshalb putze ich. Mit weiteren 30-40 Menschen in ganz Frankfurt. Und hunderten, wenn nicht tausenden in ganz Deutschland und der ganzen Welt.
Gegen das Vergessen.

Wir alle müssen die Erinnerung am Leben halten. Wir alle sind gefordert, uns als Gesellschaft dem aufkeimenden Rassismus entschieden und deutlich entgegen zu stellen. Wir alle. Auch Sie. Auch Du.