Neben meinem Beruf und dem Projekt „5 Millionen Schritte“ studiere ich. Beim Lesen, Erfassen und Reflektieren meiner Texte und Online-Vorlesungen zum Thema Führung bin ich über einen Satz gestolpert, den ich nicht unwidersprochen stehen lassen kann.
Kennt Ihr das? Da fällt ein Satz, den Ihr flüchtig aufschnappt, über den Ihr Euch — ohne weiter darüber nachzudenken oder ihn zu reflektieren — innerlich so empört, dass Euch die Wut aus dem Mund schäumen könnte? Ich bin letztens über genau solch einen Satz gestolpert.
Im Kontext von (Personal-) Führung fiel in einer Online-Vorlesung folgender Satz meines Professors (Zitat):
„Wer sich nicht selbst managen kann, kann auch nicht andere managen.“
In einem späteren Online-Tutorium zum gleichen Lernsubjekt tauchte der gleiche Satz in einer Abwandlung erneut auf (Zitat):
„Wer sich selbst nicht führen kann, kann auch andere nicht führen“.
Nun ist es ja so, dass wir gerade in Deutschland in einer Empörungsgesellschaft leben. Wie schnell regen wir uns heute über Aussagen aus, ohne dass wir den Kontext, die wissenschaftliche Ansicht dazu oder die Intention der Kommunikation hinterfragen. Oft steht da nur ein Satz, der für sich schnell ein gewisses Auslegungspotential bietet. Gerade, wenn man selbst glaubt, tief in das Thema involviert zu sein.
Als meine erste Empörung wich, versuchte ich zu verstehen, um was ging, ordnete ein, las die entsprechenden Lehrtexte dazu und verstand, dass solch eine Aussage in einem modellhaften, wissenschaftlichen Kontext durchaus seine Berechtigung haben kann, gerade wenn man über (theoretische) Führungskompetenzen spricht. Aber stimmt die Aussage auch in einem menschlichen-angewandten Kontext? Wie sieht es im Kontext von psychologischen Erkrankungen aus?
Nicht nur aus eigener Lebenserfahrung als von Depressionen betroffener Mensch und gleichzeitiger Führungskraft muss ich auch nach sachlicher Betrachtung scharf widersprechen. Warum ich das für wichtig halte, schildere ich in meinem aktuellen V-Log:
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"'Wer sich nicht selbst managen kann, kann auch nicht andere managen.' Das ist ein Satz, den halte ich für völligen Blödsinn."
Warum die Fassade psychologischer Erkrankungen dem Satz widerspricht…
Gerade Menschen in Führungspositionen sind prädestiniert für psychologische Erkrankungen, allen voran depressive Episoden und Burn-out-Symptomatiken. Ein anschauliches Beispiel bietet der FAZ-Artikel „Zwangspause an der Spitze“, in dem das Leben einer Führungskraft portraitiert wird, die eine lange Leidensgeschichte hinter sich hat. Und die trotz immer tiefer sitzenderer Symptome auch weiterhin als „Overperformer“ wahrzunehmen war.
Nun könnte man argumentieren, dass gerade die mangelnde Selbstführung den Knock-out dieser Führungskraft vorangetrieben hat. Aber ist Herr Panzer, wie er in dem Zeitungsartikel genannt wird, deshalb unfähig zu führen? Nein, im Gegenteil. Er tat das sogar sehr erfolgreich. Und unter so großer Ambition, dass er mit seiner Gesundheit dafür gezahlt hat.
Wer die Suchmaschine Google bemüht, Artikel zu finden über Management und Depressionen finden Kohärenzen zu allen möglichen Aspekten: „Depressionen erkennen durch Führungskräfte“, „Depressionen von Führungskräften“, „Warum depressive Führungskräfte nicht führen können“ und viele weitere mal sachliche, mal absolut hanebüchenen Texte mehr.
Eines haben all diese Schilderungen, Sachtexte und Ratgeber gemein: sie vereinfachen und verallgemeinern. Und genau das ist im Kontext von psychologischen Erkrankungen nicht zielführend. Denn die Ausprägung dergleichen ist von Mensch zu Mensch anders. Ebenso wie die Fassade oder die „Performance“ der entsprechenden Person. In der Konsequenz muss auch dem geschilderten „Sentance terrible“ einfach widersprochen werden. Denn er tut genau das: er verallgemeinert.
Der aktuelle Projektstand
Es bleiben nur noch 50 Tage bis zum offiziellen Projektende:
Tag 4⃣5️⃣0️⃣
Schritte gestern: 10.072
Distanz: 7,47 kmSchrittefortschritt: 5.191.432 / 5.000.000
Distanzfortschritt: 4.014,68 km
Restliche Tage: 50Mentales Gefühl heute: 🤔
Körperliches Gefühl: 😴#5MSchritte #notjustsadWas es damit auf sich hat:https://t.co/PABaMH4Liu
— Daniel R. Schmidt (@DanielRSchmidt) February 14, 2021
Habt Ihr weitere Fragen an mich?
Vielleicht habt Ihr jetzt nach Erscheinen der 33. Folge des V-Logs eine Frage zum Projekt „5.000.000 Schritte“ oder zu Depressionen im Allgemeinen? Dann schreibt mir gerne eine Mail (auch anonym) oder benutzt den Hashtag #5MSchritte auf den Plattformen Facebook oder Twitter.
#5MSchritte
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