Vor zwei Jahren hieß es schon einmal Abschied nehmen. Damals war es der in Frankfurt legendäre U2-Wagen, der mich durch meine Kindheit und Teeniezeit hindurch begleitet hat, heute sagen wir Dir „Au Revoir“.

So wirklich warmgeworden bin ich mit Dir nie. Du fuhrst immer Strecken an, mit denen ich in der Kindheit nichts zu tun hatte. Was wollte ich schon an der Seckbacher Landstraße? Oder in Bornheim Mitte? Erst in den Jahren als Teenager habe ich Deine Ziele zu schätzen gelernt, fuhr aber dennoch nicht so wirklich gerne mit Dir. Das altbackene Holzinterior wirkte verschoben merkwürdig, deine Formen kantig und nicht so zierlich rund wie bei Deinem Vorgänger. Deine Mechanik hörte sich bankermäßig geschliffen an, und ließ die Ruppigkeit und Direktheit Deines Vorgängers vermissen. Einzig der im Führerstand angebrachte beleuchtete Fahrzielanzeiger versprühte mit seinen warmen Farben ein wenig Charme. In Deinem Geburtsjahr 1980 wurdest Du orange/elfenbeinfarben getüncht, dann zu Zeiten der Verkehrsgesellschaft Frankfurt im steril anmutenden „Subaru Vista Blue“ gestrichen.

Zugegeben: Du warst stark und musstest Unmengen an Passagieren aufnehmen. Jahrzehntelang (bis 2015) auf der U4-Strecke nach Bornheim, die zumeist hektisch und brechend voll war. Was hast Du alles gesehen in diesen Jahren? Betrunkenes Partyvolk, schnittige New-Economy-Banker, Äpplertrinker und eschte Hesse, Studenten, groß und klein, dick und dünn, alt und jung. Das hat an Dir gezehrt, natürlich auch die unzähligen Kilometer, die Du hinter Dir gelassen hast. Mit der Verlängerung der U4 zur Schäfflestraße und später dann auf der U6-Route hast Du wenigstens in Deinen Altersjahren noch ein wenig Auslauf und den Weg an die Erdoberfläche erhalten.

Aber auch, wenn wir nicht so eng befreundet waren, wie ich mit dem U2-Wagen, so warst Du doch ein wichtiger Teil meines Frankfurter ÖPNV-Lebens! Als Du heute das letzte Mal flink an mir vorbeizogst und ich Deine großen runden Scheinwerfer sah, das Logo der Stadtwerke mit den zwei in sich verkehrten Blitzen und in Deine großen runden, lieblichen Türöffnungsknöpfe blickte, wurde ich sehr wehmütig. Als ich wie vor zwei Jahren beim U2-Wagen nur noch Dein kantiges Gesicht des Zughecks sehen konnte, das mit dem ausgestreckten runden Rückspiegel ein letztes Mal winkte und „Au revoir“ sagte. Da wusste ich, dass ich Dich sehr vermissen werde!