Audiotext zum Nach- und Mitlesen:

Es ist eine Zäsur im deutschen Sport! ARD und ZDF werden die Olympischen Spiele bis 2024 nicht übertragen können. Die beiden öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten konnten in den Verhandlungen über eine Sublizensierung mit dem Olympia-Rechte-Inhaber Discovery keine Einigung erzielen.
Nicht leicht gemacht habe man sich diese Entscheidung, gerne hätte man Olympia gezeigt, „aber“, so der Programmdirektor des Ersten Deutschen Fernsehens Volker Herres [zitiert aus Quelle: Tagesthemen-Kommentar vom 29.11.2016]:

„Jeden Preis können und wollen wir nicht zahlen“.

Das Signal an die deutsche Sportlandschaft – fernab des runden Leders – könnte fataler nicht sein! Schon lange bleibt beim Zuschauer in der öffentlichen Wahrnehmung das Gefühl, dass die olympischen Sportarten von „König Fußball“ immer weiter abgehängt werden. Nach der gescheiterten Hamburger Olympiabewerbung dürfte der Olympia-Verzicht der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten die kritische Lage von so mancher olympischen Sportart in Deutschland weiter verschärfen. Denn während im Fußball die Lizenzen bislang gerne durch die Zahlung von Mehrbeträgen eingekauft werden, sind die vermeintlichen Randsportarten auf sich alleine gestellt und bluten aus. Olympia ohne Übertragung von ARD und ZDF heißt für sie weniger Aufmerksamkeit, damit auch weniger Sponsoreninteresse und in der Konsequenz weniger Geld für die Verbände. Eine einfache Gleichung, die sich in einem bislang nicht zu erahnenden Maße in den bereits jetzt kritischen Etats der Verbände manifestieren wird.

„Thomas Bachs Milliardendeal mit dem US-Konzern Discovery“,

so der bereits zitierte Volker Herres, habe ARD und ZDF zu dieser „schwierigen Entscheidungslage“ gebracht. Bleibt die Frage: was war zuerst da? Die Henne oder das Ei? Die die Kommerzialisierung des Sports, die nötig war, um überhaupt Erlöse durch eine Rechtevergabe und in der Folge daraus Medienreichweite zu erhalten? Oder das Nichterhalten von Rechten eben gerade weil eine Kommerzialisierung und Aufwertung des Sports besteht?
Nicht nur Sportdeutschland darf getrost zum Verlierer dieses Rechtepokers gezählt werden, nein auch der Zuschauer, dessen mediale Grundversorgung eigentlich von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zu sichern ist – so sieht das zumindest der Rundfunkstaatsvertrag so vor – und zu guter letzt: auch ARD und ZDF gehen mit einem riesigen Imageverlust nach Hause.

„Wir sind nicht die schmollenden Verlierer“,

ließ Programmchef Herres in seinem Kommentar dann noch wissen. Das fällt schwer zu glauben. In der gleichen Sendung darf man zunächst den Pathos um Pierre de Coubertain und seiner Idee eines Amateursportfestes zur Völkerverständigung anhören, um dann zu erfahren, dass die „Deutschland-Statthalter von Eurosport“ wenig Statements für ARD und ZDF übrig gehabt hätten. Zwei beispielhafte Phrasen, die in den letzten Stunden über öffentlich-rechtliche Kanäle gingen. Bleibt die berechtigte Frage, ob Eurosport das kann? Kann Eurosport Olympia als Discovery-Tochter? Hat Eurosport den Sachverstand, den sich das Publikum wünscht? Kann Eurosport auf allen Linien objektiv berichten? Während die ersten beiden Fragen in den Händen von Discovery mit seinen TV-Marken liegen, darf die letzte Frage bereits jetzt mit einem Vorbehalt betrachtet werden. Denn kein Sender dieser Welt wird durch überaus kritisches Berichten sein eigenes Produkt beschädigen. Und genau hier liegt die Chance von ARD und ZDF. Diesen Verquickungen können sie entfliehen, zum Beispiel in Hinblick auf das IOC oder das Thema Doping.
Nichtsdestoweniger haben ARD und ZDF dem deutschen Sport einen Bärendienst erwiesen. Genau die Sender, die eine monopolisierende Berichterstattung in den letzten Jahren ermöglicht und finanziert haben, scheitern jetzt an der Finanzierung der Olympiarechte. Bleibt der Wunsch, dass Herr Herres sein Versprechen doch noch einlöst.

„Wir hätten sie gerne gezeigt“

– dann tun Sie es doch, Herr Herres und reinvestieren Sie die jetzt eingesparten Mittel doch mal in den Sport fernab des Fußballs: in den eigentlichen olympischen Sport!
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Quellen

Tagesthemen-Kommentar von ARD-Programmdirektor Volker Herres vom 28.11.2016 https://www.tagesschau.de/sport/olympiaberichterstattung-101.html
Tagesthemen-Sendung vom 28.11.2016, Moderation Carmen Miosga